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Wie ein Flügel die Schwerkraft überwindet

Zwischen Treppen und Tonleitern: Josia Rexze sorgt für den guten Klang in Kirchen oder auf der Ruine Hohenmelchingen


Weil ein Flügel nicht fliegen kann, haben viele Konzertveranstalter ein Problem.
Wieviel starke Männer muss man engagieren, um ein 300 Kilo schweres Klavier auf die Bühne zu hieven? Josia Rexze packt das ganz alleine.

Die Klavierbegleitung wird von Takahito Saito "ohne Probleme gemeistert", lobte der Kritiker des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTS kürzlich ein Benefizkonzert mit Kyra Astfalk für die neue Sporthalle Gomaringen. Doch bevor der Meister in der Stockacher Kirche in die Tasten greifen konnte, musste das Klavier erst einmal eine Treppe überwinden.

Josia Rexze schaffte das in fünf Minuten. Für solche Fälle ist der Tübinger Konzerttechniker mit moderner Technik ausgerüstet. Mit seinem Treppenpanzer packt er diesen Höhenunterschied mit links. Da hat er bei der Überwindung der Schwerkraft schon größere Herausforderungen bewältigen müssen. Und die teuren Instrumente haben auch ganz heikle Aktionen in steilen und verwinkelten Treppenhäusern immer heil überstanden. "Einmal wärs fast schief gegangen", erinnert sich Rexze. Da ist ihm auf der vorletzten Stufe die Energie ausgegangen. "Die Batterie des Treppenpanzers war leer. Ich habe es gerade noch geschafft, den Flügel zu retten."

Der gelernte Klavierbaumeister hat sich erst vor kurzem selbstständig gemacht und auf den Verleih samt Transport von Klavieren spezialisiert. Vor Ort wird das Instrument von ihm auch gleich noch gestimmt. Und das Geschäft boomt: Künstler, Kommunen, Musikschulen und Konzertagenturen aus ganz Baden-Württemberg gehören zu seinen Auftraggebern. Im Juli stellte er in der Ruine Hohenmelchingen einen Flügel für das Sommertheater des Lindenhofs auf.

In Zeiten leerer Kassen sind seine Angebote gefragt. "Denn die Kommunen müssen sparen und können sich deshalb oft kein eigenes Klavier leisten." Dann mieten sie es eben bei Rexze - er hat eine breite Auswahl an Instrumenten von Steinway, Bechstein und Yamaha. Sogar ein Harmonium kann man bei ihm bekommen. Und eine eigene Konstruktion. "Das ist mein Tübinger Klavier" sagt er stolz, öffnet den Deckel mit der Aufschrift "Rexze" und spielt ein paar Takte. "Meine Kunden sind vom klaren Klang des Instruments begeistert."

Zwar hat der innovationsfreudige Unternehmer nicht den Ehrgeiz, mit dem Markennamen "Rexze" den renommierten Klavierherstellern das Fürchten zu lehren - "das ist für mich mehr ein Hobby". Doch die Pläne für einen eigenen Flügel liegen schon in der Schublade. Und wenn er zwischen seinen vielen Terminen ein bisschen Zeit und Musse findet, arbeitet er in seiner Werkstatt an ihrer Umsetzung.


Text: Stefan Zibulla

 
 
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